Priesterbruderschaft St. Pius X.

Emblem der Priesterbruderschaft St. Pius X.: die vereinten Herzen Jesu und Mariens unter einer Kreuzeskrone

Die Priesterbruderschaft St. Pius X. (lateinisch Fraternitas Sacerdotalis Sancti Pii X, Kürzel FSSPX, umgangssprachlich oft Piusbruderschaft oder Piusbrüder) ist eine Priestervereinigung katholischer Traditionalisten. Sie wurde 1970 von Erzbischof Marcel Lefebvre gegründet, um sich vor allem der Ausbildung römisch-katholischer Priester zu widmen. Mit der wachsenden Zahl an Priestern gründete die Priesterbruderschaft Seelsorgezentren in der ganzen Welt, die sie Priorate nennt. In diesen Zentren leben jeweils mehrere Priester in einer Gemeinschaft und versorgen von dort aus die Gläubigen in den Kapellen des Priorats oder unterrichten an den mit der Bruderschaft verbundenen Schulen. Sie verwenden die Liturgie von 1962.

Die Priesterbruderschaft betrachtet sich als Bestandteil der römisch-katholischen Kirche, lehnt aber insbesondere ab: das Zweite Vatikanische Konzil (1962–1965) und insbesondere dessen Lehren über die Ökumene, Religionsfreiheit, Kollegialität der Bischöfe, die Haltung der Kirche zu den nichtchristlichen Religionen (Erklärung Nostra Aetate) sowie die auf Anordnung des Konzils durchgeführte Liturgiereform. Diese Konzilslehren seien „modernistisch“ und stellten einen Bruch mit dem dar, was die Kirche bisher gelehrt habe. Sie strebt eine Erneuerung des Priestertums sowie die „Verbreitung und Wiederherstellung der authentischen katholischen Lehre“ an. Seit 2018 ist der Italiener Davide Pagliarani der Generalobere der Bruderschaft.[1] Sie finanziert sich durch Spenden.

Seit 1975 hat die Piusbruderschaft keinen kanonischen Status in der römisch-katholischen Kirche und betreibt ihre Einrichtungen wie Priesterseminare, Priorate und Kapellen ohne Erlaubnis und Kontrolle kirchlicher Behörden der römischen Kurie bzw. der jeweiligen Diözesanbischöfe. 1988 spendete Lefebvre den Bruderschaftsangehörigen Richard Williamson, Alfonso de Galarreta, Bernard Tissier de Mallerais und Bernard Fellay die Bischofsweihe, nachdem eine Einigung mit den römischen Behörden kurz zuvor knapp gescheitert war. Die nach katholischem Kirchenrecht illegalen Weihen führten zur Exkommunikation aller Beteiligten. Die Exkommunikation der vier Bischöfe wurde am 21. Januar 2009 von Papst Benedikt XVI. aufgehoben, was den Auftakt eines kurzzeitigen Verhandlungs- und Annäherungsprozesses bildete, der eine volle Wiedereingliederung der Bruderschaft ermöglichen sollte und 2011 trotz weitreichender Zugeständnisse des Papstes und Befürwortung durch den damaligen Generaloberen Fellay an der Verweigerungshaltung maßgebender Bruderschaftsmitglieder und der sie finanzierenden Anhängerbasis scheiterte. Seither stagnieren die Einigungsbemühungen und die kirchenrechtliche Stellung der Bruderschaft verbleibt gemäß dem Standpunkt der Amtskirche auf dem Status quo ante in einer Grauzone zwischen Schisma und stillschweigender Akzeptanz.

In der Vergangenheit traten Priester und Anhänger der Bruderschaft mit antijüdischen Äußerungen öffentlich in Erscheinung. Ein im Januar 2009 ausgestrahltes Fernsehinterview des mittlerweile ausgeschlossenen Bischofs und Holocaustleugners Richard Williamson führte zu seiner Verurteilung wegen Volksverhetzung.[2] Dies sorgte für eine schwere Krise im Pontifikat Papst Benedikts XVI., weil es kurz nach der Aufhebung seiner Exkommunikation durch den Papst ausgestrahlt wurde und Irritationen auslöste, die auf den Papst zurückfielen.[3]

2020 feierte die Piusbruderschaft ihr 50-jähriges Bestehen.[4]

  1. Burkhard Jürgens: Piusbrüder mit neuer Speerspitze. In: Domradio. 12. Juli 2018, abgerufen am 15. Dezember 2020.
  2. Geldstrafe bestätigt. Abgerufen am 27. Februar 2023.
  3. Wie aus einer Versöhnungsgeste ein Streitfall wurde. Abgerufen am 27. Februar 2023.
  4. Zwischen Schisma und Annäherung: Die Piusbruderschaft wird 50. Abgerufen am 27. Februar 2023.

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